Achtsamkeit ist kein Rückzug – sondern ein radikales Hineingehen
Achtsamkeit ist kein Rückzug – sondern ein radikales Hineingehen
Bevor ich selbst ein Achtsamkeitspraktizierender geworden bin, dachte ich, dass Achtsamkeit etwas Sanftes ist. Etwas, das uns zur Ruhe bringt, den Stress nimmt und den Alltag ein wenig abdämpft. Doch je tiefer ich selbst eingestiegen bin, desto klarer wurde mir: Achtsamkeit ist kein Rückzug. Sie ist ein Hineingehen.
In meinen eigenen Prozessen – als Mensch, Selbstständiger, Künstler, aber auch als Vater und Begleiter in Organisationen – habe ich erlebt, wie radikal dieser Weg sein kann. Wie sehr er herausfordert, weil er nichts beschönigt. Und wie heilsam und augenöffnend er gerade deshalb ist.
Achtsamkeit hat mich nicht „funktionstüchtiger“ gemacht – sondern klarer. Und paradoxerweise genau dadurch wirkungsvoller.
Ich teile diesen Beitrag, weil ich glaube, dass wir in einer Zeit leben, in der Achtsamkeit dringend neu verstanden werden muss. Nicht als Wohlfühl-Tool – sondern als innere Haltung. Eine, die Mut und Mitgefühl erfordert. Und die Welt verändert. Nicht nur grundlegend, sondern spektakulär.
Sehen wir es uns mal an:
- Achtsamkeit ist nicht Wellness – sie ist Wachheit.
Achtsamkeit hat nichts mit Entspannungstee, Lavendelspray oder immerwährender Harmonie zu tun. Sie wird oft verwechselt mit einem Rückzug ins Sanfte – dabei ist sie in Wahrheit ein radikaler Akt der Wachheit.
Warum?
Weil echte Achtsamkeit uns nicht betäubt, sondern aufweckt. Sie bringt uns in Kontakt mit dem, was wirklich ist – nicht nur mit dem, was angenehm ist. Wer achtsam lebt, lernt, mit dem Unbequemen zu sitzen, ohne sofort in Reaktion oder Vermeidung zu flüchten.
- Es geht nicht darum, sich besser zu fühlen – sondern ehrlicher.
Die populäre Darstellung von Achtsamkeit als Mittel zur Stressreduktion greift zu kurz. Ja, sie kann beruhigen – aber oft ist der erste Schritt, zu spüren, dass Unruhe überhaupt präsent ist.
Warum?
Weil Wahrheit (Was ist präsent) zuerst unbequem sein kann. Achtsamkeit zeigt uns die inneren Spannungen (Körper), Selbsttäuschungen (Gedanken), Ängste (Emotionen). Aber genau da beginnt Freiheit. Wer sich gleichmütig begegnet, gewinnt nicht nur Klarheit – sondern eine interne Integrität. Und das ist der wahre Kern innerer Stärke.
- Achtsamkeit ist kein Rückzugsort vor der Welt – sondern ein bewusster Schritt in sie hinein.
Sie lädt uns ein, der Welt nicht auszuweichen, sondern ihr direkt zu begegnen. Nicht aus dem reaktiven Modus, sondern aus bewusster Verbundenheit. In anderen Worten, wir sehen mit Klarheit.
Warum?
Weil unser Leben und unsere Arbeit nicht in Rückzugsräumen stattfinden, sondern mitten im Strom der Dinge. Präsenz ist das, was uns darin Halt gibt – und Handlungsspielraum. Wer präsent ist, kann zuhören, führen, gestalten – aus der Tiefe, nicht aus dem Reflex.
- In Organisationen ist Achtsamkeit keine Kosmetik – sondern Kulturarbeit.
Sie ist nicht der Feigenblatt-Anstrich über Erschöpfung, Druck und Sinnleere. Sie ist ein Kulturwandel – und erfordert eine andere Art des Führens. Sie kann das integrieren, was eine KI in Form von Maschinen oder Code nie schaffen könnte. Organisationen und Kulturwandel benötigen den Menschen.
Warum?
Weil Organisationen aus Menschen bestehen – und Menschen in Verbindung mit sich selbst und anderen wieder klarer sehen, besser entscheiden, kreativer wirken. Achtsamkeit schafft Räume, in denen psychologische Sicherheit entstehen kann. Und erst dort beginnt echte Zusammenarbeit, Transformation – Wirkung durch Zuwendung, Stille und Mitgefühl. In anderen Worten, unser empathischer Muskel wird nicht nur trainiert, sondern kann seine Wirkung entfalten.
- Achtsamkeit braucht Mut: zur Stille, zur Selbstbegegnung, zur Veränderung.
Viele scheuen die Stille, weil sie fürchten, was sie dort finden, oder schlicht den Gedanken haben, dass Stille langweilig sei. Doch gerade darin liegt das Potenzial.
Warum?
Weil wir im Lärm keine Orientierung finden. Die Stille ist kein Luxus – sie ist der Boden, auf dem wir wieder hören, was wesentlich ist. Und aus dieser Verbindung heraus wird Wandel nicht nur möglich, sondern stimmig. Nicht hektisch – sondern nachhaltig.
Fazit:
Achtsamkeit ist kein direktes Werkzeug zur Leistungssteigerung – und doch stärkt sie unsere Fähigkeit, das Wesentliche zu erkennen – und im richtigen Moment das Richtige zu tun.
– S. Kaven
Sven ist Mindfulness-Teacher und passionierter Schriftsteller. Auf seiner Webseite finden sich weitere Essays, Kurzgeschichten und Gedichte rund um Achtsamkeit, Kultur und menschliches Wachstum.
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