Ein Essay über Präsenz, Wahrnehmung und das unsichtbare Wirken.
Diese Pariser Miniatur erzählt nicht von Präsenz. Sie ist Präsenz. Und deshalb ist sie ein inneres Zuhause für alle, die Presence praktizieren: Menschen, die den Raum zwischen Dingen beleben – mit wacher Stille, tiefer Wahrnehmung und der Bereitschaft, genau jetzt da zu sein.
Der Kurzgeschichte folgt ein kurzes Essay über Präsenz, Wahrnehmung und das unsichtbare Wirken.
Ein Ganz Normaler Tag
Eine Geschichte aus Paris
Paris erstrahlte wie immer im fehlenden Sonnenschein. Der Himmel zeigte sich in einem mausgrauen Kleid, während Charlotte, wie an jedem Morgen, das Blumengeschäft in der Rue de la Brucherie öffnete. Fräulein Picquet, wie sie von den meisten Anwohnern genannt wurde, war seit über 35 Jahren die gute Seele des Ladens. Kein Tag verging, an dem sie nicht einem ahnungslosen Passanten einen kleinen Strauß Blumen in die Hand drückte – einfach so, geschenkt.
Wie jeden Morgen stand Pedro auf der gegenüberliegenden Straßenseite, rauchte eine selbstgedrehte Zigarette und beobachtete das Erwachen des Viertels. Mit einem letzten Zug schnippte er den Stummel im weiten Bogen in die Seine und machte sich auf den Weg. Die Seine entlang, in Richtung Assemblée Nationale. Dort hatte er um 11:30 Uhr ein Treffen mit Joe Gellinger.
Joe war ein britischer Journalist und Schriftsteller. Er wollte über das Leben amerikanischer Expats in Paris schreiben. Bis vor Kurzem hatte er noch für die BBC in London gearbeitet, doch im Dezember 1928 war er mit seiner Frau Gil nach Paris gezogen.
Ein ganz normaler Tag also, als Pedro das kleine Café „Le Petit“ direkt neben der Assemblée Nationale betrat. Der Qualm kubanischer Zigarren und das Klirren von Tassen und Tellern schlugen ihm entgegen. Joe saß bereits da, nippte genüsslich an einem Kaffeelikör und las die Tageszeitung. Für einen belesenen Journalisten – vor allem aber für einen Geschichtenerzähler – waren die Nachrichten von gestern unentbehrlich.
Als er Pedro eintreten sah, winkte er ihm zu.
„Pedro, bonjour!“
„Bonjour“, erwiderte Pedro ruhig.
Joe winkte ihm, sich zu setzen, und rief dem Kellner zu:
„Alamo, bitte noch einen Likör für meinen Freund hier!“
Pedro schmunzelte. „Was für ein Freund?“
Joe blätterte aufgeregt in der Zeitung, bis er das Feuilleton vor Pedro ausbreitete. Mit dem Finger deutete er auf einen Beitrag: Amerikanische Schriftsteller entdecken Paris.
„Wusstest du, dass F. Scott Fitzgerald und seine Frau Zelda in Paris sind?“
„Nicht nur die beiden“, antwortete Pedro. „Hemingway ist ebenfalls hier. Sie treffen sich regelmäßig im Shakespeare & Company mit anderen Schriftstellern. Wenn du möchtest, kann ich etwas arrangieren.“
„Das würdest du tun?“
Pedro lächelte nur. „Ist das nicht der Grund, warum du mich treffen wolltest? Ich bin für jeden präsent – und so auch für dich, Joe. Noch bevor du aussprechen konntest, was du wolltest, las ich es in dir.“
Joe sah ihn argwöhnisch an.
„Pedro, komm, trink deinen Likör und lass uns zum Shakespeare & Company fahren.“
Pedro nickte kaum merklich. „Trink du ihn – und vergewissere dich, dass der Kellner dich nicht für verrückt erklärt. So mancher hat sich an den Rand des Unbewussten begeben, wenn er sich von mir entfernt.“
„Wusstest du, dass Gertrude Stein ein offenes Haus in Paris betreibt? Selbst Picasso sucht dort Rat.“
„Ja, sicher doch.“
Joe lachte. „Wen kennst du eigentlich nicht, Pedro?“
„Ich kenne jeden, Joe. Doch selten werde ich gesehen. Fräulein Picquet sah mich heute Morgen, als sie ihre Blumen vor dem Geschäft sortierte. Sie liebt ihre Arbeit, ist verbunden damit – Augenblick für Augenblick. Sie sieht mich, wenn ich meine Zigarette drehe und sie hingebungsvoll den Laden vorbereitet.“
Joe lächelte. „Ein ganz normaler Tag, mein Freund.“
– Sven Kaven, Auszug aus „Tage In Stille“
Sven ist Mindfulness-Teacher und passionierter Schriftsteller. In seinen Erzählungen und Gedichten liegt ein stilles Tor – hin zu dem, was sich im schnellen Denken oft entzieht. Worte, die nicht belehren, sondern erinnern. An Präsenz. An das Wesentliche.
Erfahre mehr zu Präsenz als strategisches Kulturprinzip hier
Ein Essay über Präsenz, Wahrnehmung und das unsichtbare Wirken.
Was auf den ersten Blick wie eine kleine Episode aus dem Paris der 1920er Jahre anmutet, ist in Wahrheit eine stille Vermessung eines Berufes, den es offiziell nie gab – und doch schon immer gab: Den des Presence Architekten.
Pedro, der Protagonist dieser Geschichte, taucht wie selbstverständlich im Leben anderer auf. Unspektakulär, beiläufig. Doch er weiß, was gebraucht wird – noch bevor es ausgesprochen wird. Er liest nicht nur die Gesichter, sondern auch das, was zwischen den Sätzen verborgen liegt. Pedro ist mehr als eine Figur – er ist eine Kraft. Nicht im Sinne eines überhöhten Archetypes, sondern als Verkörperung eines selten gewordenen Prinzips: dem tiefen Verstehen des Moments, ohne ihn besitzen zu wollen.
Presence Architecture beginnt dort, wo keine Agenda mehr existiert. Sie geschieht im Raum zwischen Handlung und Haltung. Im Blick von Fräulein Picquet, wenn sie ihre Blumen sortiert. In Pedros Antwort, die nicht aus Logik, sondern aus Verbindung hervorgeht. Presence ist kein Zustand, der hergestellt wird – sie ist ein Feld, in das man eintritt. Der Architekt ist nicht der Erbauer dieses Feldes, sondern sein Bewahrer. Sein Resonanzkörper. Er ist derjenige, der Sichtbarkeit hinein bringt.
Pedro arrangiert keine Begegnungen, weil er ein guter Netzwerker ist. Er stellt sich zur Verfügung, weil er sich nicht getrennt vom Netz des Lebens erlebt. Seine Präsenz ist nicht laut – sie ist einfach da. Ohne zu wollen, ohne zu beeindrucken. Und gerade deshalb wirkt sie.
Joe, der Journalist, will Informationen, Verbindungen, vielleicht eine gute Geschichte. Pedro gibt ihm all das – aber nicht, weil er es muss. Sondern weil es geschieht, wenn man da ist. Die Verbindung entsteht nicht über Kontakte, sondern über präsente Anwesenheit. Und genau das ist das Fundament jeder echten Architektur von Präsenz: Man dient dem Moment – nicht der Strategie.
Wer so lebt, ist kein Lehrer. Kein Coach. Kein Heiler. Kein Performer.
Er ist ein Zeuge des Lebendigen – und manchmal ein Katalysator.
Der Presence Architect ist kein Berufstitel. Er ist eine innere Haltung, die sich in jeder Rolle zeigen kann: als Floristin, als Autorin, als Gastgeberin, als Begleiterin. Er steht nicht auf Visitenkarten – aber man erinnert sich an ihn, lange nachdem man ihn getroffen hat. Wie an Pedro. Oder an Fräulein Picquet.
Sie alle bauen an etwas, das nicht aus Beton ist. Sondern aus Beziehung. Aus Intuition. Aus Zuwendung.
Aus einer unsichtbaren Architektur, die nichts besitzen will – außer dem Moment.
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